Astronomie in
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Astronomie in 3D, geht denn das? Nein, natürlich nicht. Unsere Augen sind nicht dafür geschaffen, entfernte und riesige Objekte in 3D zu sehen. Die Astronauten, die zum Mond fliegen sehen den Mond aus etwa 10 000 km Entfernung zwar riesig, aber nicht dreidimensional. Bestenfalls erzeugt die Kugelform in Verbindung mit der Beleuchtung durch die Sonne einen dreidimensionalen Eindruck. Selbst wenn wir den Mond am Abendhimmel sehen, scheint es sich um eine Fläche und nicht um eine Kugel zu handeln. Wir können dreidimensional bis zu einer Entfernung von einigen zehn Metern wahrnehmen. Darüber hinaus bestimmt die Perspektive den Tiefeneindruck, was in einigen Fällen zu optischen Täuschungen führt. Am besten funktioniert die dreidimensionale Wahrnehmung in einer Entfernung von wenigen Metern.
Wenn es aber gelingt, astronomische Objekte aus verschiedenen Richtungen aufzunehmen, dann kann man daraus künstliche 3D-Bilder erzeugen. Jedes Objekt, das sich um eine Achse dreht, kann so mit zeitlichem Abstand aus zwei Perspektiven aufgenommen werden. Ähnlich gilt das für Objekte, die ihre Position am Himmel in recht kurzen Zeiträumen ändern, wie z.B. Asteroiden und Kometen. Ich benutze die 3D-Darstellung, um in zwei Aufnahmen, die in zeitlichem Abstand aufgenommen wurden, bewegte Objekte zu finden. Diese werden sofort auf einen Blick sichtbar. Das gesuchte Objekt springt einem förmlich entgegen (oder in den Hintergrund). In vereinfachter Form wird das schon seit über 100 Jahren gemacht. Über einen Blinkkomparator schaut man sich in schneller zeitlicher Folge zwei Bilder an und erkennt recht schnell, ob sich etwas bewegt hat. Ich gehe hier nur einen Schritt weiter und verteile die beiden Bilder auf unsere zwei Augen.
In den 90er Jahren des letzen Jahrhunderts kamen viele Bücher heraus, die in bunten Flecken- und Linienmustern 3-D Bilder enthielten. Wahrscheinlich gibt es die auch heute noch. Um die dreidimensionalen Bilder zu sehen, musste man die Augen etwas "verdrehen",. Nicht jeder Mensch ist dazu in der Lage, 3D Bilder auch so wahrzunehmen. Das gilt ebenso für andere 3D-Bilder und 3D Filme im Kino.
Das erste 3D Bild besteht nun auch aus zwei Aufnahmen des Asteroiden 29 Amphitrite vom 22.10.2011 in zeitlichem Abstand. Ganz unten sind noch einmal Links zu allen Bildern im SBS (side by side) Format vorhanden. Diese können über 3D-Beamer, -Fernsehgeräte oder -monitore, die diese Technik unterstützen, mit einer zugehörigen 3D-Brille betrachtet werden.
Ist es überhaupt sinnvoll, künstliche 3D Astrofotos zu erstellen? Nun im ersten Fall, zum Auffinden bewegter Objekte - auf jeden Fall. Ob 3D Darstellungen von anderen Objekten sinnvoll sind, sollte jeder für sich entscheiden. Ich selbst habe den Eindruck, dass sich noch ein wenig mehr Details erkennen lassen.
Wahrscheinlich fällt auf, das die Helligkeit der Schrift nachlässt. Das ist Absicht. Die Bilder sollten nicht bei heller Beleuchtung betrachtet werden. Deshalb habe ich auch den Sternhintergrund weggelassen und die Schrift abgedunkelt. Am eindrucksvollsten erscheinen die Bilder in einem dunklen Raum über einem 3D-Beamer.
Nun kurz noch eine Anleitung zum 3D-Sehen für die Darstellungen hier: Die beiden hellen Punkte können zur Orientierung verwendet werden. Man visiert die beiden Punkte an und beginnt leicht zu schielen. Sie wandern, wenn man es richtig anstellt bis sie sich treffen und man 3 Punkte sieht. Bei Abweichungen in der Höhe hilft leichtes neigen des Kopfes nach rechts oder links. Sollte es nicht gleich funktionieren, kann man es erst mal aus größerer Entfernung probieren. Nun sollte die Augenstellung nicht mehr verändert werden. Die folgenden Bilder sollten dann in 3D zu sehen sein.
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Der Mond war dann der erste dreidimensionale Himmelskörper, an dem ich es testete. Dieses Experiment habe ich schon vor längerer Zeit gemacht. Da die Mondbahn ellipsenförmig ist, sehen wir nicht immer exakt die gleiche Seite. So können wir je nach Lage auf seiner Bahn immer mal etwas mehr auf der einen oder der anderen Seite scheinbar über den Mondrand hinausschauen (Libration). Wählt man nun geeignete Positionen auf der Mondbahn und dreht die Aufnahmen in eine geeignete Orientierung ist dieser Anblick möglich. Leider stimmen die Mondphasen hier nicht ganz überein, sodass der Eindruck etwas gestört wird. Solche Aufnahmen kann man heute ohne Hilfsmittel schon mit vielen Smartphones machen. Über längere Zeit nimmt man den Mond jeweils zur gleichen Mondphase auf und wählt dann geeignete Aufnahmen aus.
Nun habe ich es auch mit Jupiter ausprobiert. Die Aufnahmen sind von recht unterschiedlicher Qualität. Leider ist das Seeing an meinem Hauptbeobachtungsplatz nicht ideal. Die Aufnahmen sind vom 22.11.2011, vom 16.2.2015 und vom 22.8.2021 (mit Monden). Auf den Seiten der genannten Himmelskörper gibt es dazu mehr Informationen. Ganz unten habe ich die Aufnahmen vom 22.8.2021 noch animiert.
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Überrascht war ich von den Kometenaufnahmen. Die Kometen scheinen vor dem Sternenhintergrund als zarte Gebilde zu schweben. Sie sehen sogar ein wenig dreidimensional aus, obwohl sie doch tatsächlich nur als Fläche abgebildet werden. Die Kometenaufnahmen weisen keine signifikanten Unterschiede auf. Ich habe auch den Eindruck, etwas mehr zu sehen, als in den gewöhnlichen zweidimensionalen Aufnahmen. Es handelt sich um die Kometen C/2012 K1 PANSTARRS vom 24.4.2014 und C/2013 R1 Lovejoy vom 1.11.2013. C/2014 Q2 (Lovejoy), C/2013 US10 (Catalina) vom 9.1.2016, 252P (Linear) vom 7.5.2026; C/2015 V2 (Johnson) vom 29.4.2017; 41P (Tuttle-Giacobini-Kresak) am 30.4.2017
Sicher werde ich hier zukünftig weitere Aufnahmen ergänzen. Da sich nur manche Aufnahmen eignen, wird das nicht sehr oft der Fall sein.
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