Sonnensystem

Sonne

Chromosphäre, Protuberanzen

 

Sonne im H-Alpha-Licht am 21.4.2023

 

 

Die Sommerzeit ist für Hobbyastronomen eher ungünstig. Man kann nach der Uhr erst eine Stunde später beginnen und ist dafür eine Stunde länger auf. Für die Sonnenbeobachtung ist es jedoch günstig. Man kann zur gleichen Zeit beginnen und hat dann eine Stunde länger Zeit, falls man nach Sonnenaufgang nicht gleich beginnen kann.

 

Schon beim Aufbauen an diesem Tag merkte ich, dass zeitweise heftige Windböen auftraten. Als ich mit der Beobachtung begann machte sich das recht störend bemerkbar. Zwar wurde das relativ kleine Teleskop mit 115 mm Öffnung auf der stabilen Montierung, die sonst einen 10-Zöller trägt, kaum bewegt, aber aufgrund der ungenauen Einnordung am Tage musste ich per Hand nachführen. Dabei musste ich mich auf den Bildschirm konzentrieren. Das war sehr schwierig, da ständig Gegenstände vom Tisch geweht wurden (Abdeckungen, Verpackung der Kamera und andere ...), die ich wieder aufheben musste. So beschränkte ich die dort abgelegten Teile auf ein Minimum. Ich muss also demnächst versuchen eine automatische Nachführung, z.B. an einem Sonnenfleck, auszuprobieren und umzusetzen.

Letztlich wurde die Auflösung wieder stark durch das heftige Seeing beeinflusst.

 

Nun habe ich von jedem Bildausschnitt mehrere Aufnahmeserien zu je etwa 3000 Bildern mit unterschiedlichen Belichtungszeiten gemacht und diese dann am Ende zusammengefügt. Je nach Gewichtung der Belichtungszeiten werden unterschiedliche Strukturen der Protuberanzen sichtbar. Für die folgende Aufnahme habe ich drei mögliche Ergebnisse dargestellt.

Besonders im ersten Bild sind an einigen Stellen auch die winzigen, spitzen Strukturen zu sehen, die beim Blick durch das Teleskop wie kleine wabernde Nadeln erscheinen. Es handelt sich dabei vermutlich um sogenannte Spikulen. Sie wirken hier ein wenig wie rotes Gras.

 

13:00 Uhr; alle Aufnahmen durch das 115/800 APO mit Daystar H-Alpha, Shapley-Linse und Energieschutzfilter vor dem Objektiv auf ZWO ASI 678 MC; Belichtungszeiten: 0,9 ms - 2,1 ms

 

Für jede neue Aufnahme habe ich die Kamera so gedreht, dass die jeweilige Protuberanz oben im Bild zu sehen ist. Bei dieser Aufnahme gibt es auch noch eine viel hellere Version. Diese bringt aber keine anderen Details zum Vorschein, sondern wirkt einfach nur unschärfer.
14:00 Uhr; Belichtungszeiten: 0,8 ms - 6,2 ms

 

Die Reihenfolge der Aufnahmen ist nicht chronologisch. Ich habe hier willkürlich eine bestimmte Reihenfolge gewählt. 

Hier ist eine Seite der Sonne dargestellt, auf der gerade eine Reihe von Protuberanzen zu sehen war. 

13:50 Uhr; Belichtungszeiten: 0,9 ms - 4,7 ms

Etwa eine halbe Stunde später nahm ich den gleichen Bildausschnitt erneut ins Visier. Die Protuberanzen hatten sich in dieser Zeit schon sichtbar verändert. 

Ich habe eines der Bilder oben und das untere in einer Animation übereinandergelegt. Auch wenn die Aufnahmeinstellungen wieder unterschiedlich waren, sind die Veränderungen zu sehen. (weiter unten)

14:25 Uhr; Belichtungszeit: 7,6 ms

Während dieser Aufnahmeserie wurden nun endgültig alle beweglichen Gegenstände vom Tisch gefegt. Ich hielt nur noch den Stift für Notizen in der Hand. Das Beobachtungsbuch lag ebenso unten. Deshalb habe ich nun fast alle Gegenstände in die Aufbewahrungskoffer gepackt. Als ich das erledigt hatte, war die Sonne aus dem Bild gewandert. Ich fand sie auch nicht gleich wieder. So hätte ich die Einstellungsprozedur erneut durchführen müssen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber endgültig genug von herumfliegendem Zubehör und brach die Beobachtung ab. 

 

Zwischen den verschiedenen Aufnahmen der Protuberanzen habe ich auch wieder Sonnenflecken aufgenommen. Diese habe ich an das Ende der Seite gesetzt.

Auch das folgende Bild habe ich hier in unterschiedlichen Gewichtungen verschiedener Belichtungszeiten zusammengestellt.

Links habe ich die Einstellung auf den dominierenden Sonnenfleck konzentriert und rechts versucht, auch die Erscheinungen am Sonnenrand sichtbar zu machen.

13:20 Uhr; Belichtungszeit: 0,9 ms - 1,3 ms

 

Hier noch eine Sonnenfleckengruppe- vielleicht auch zwei. Die Entscheidung ist nicht ganz einfach. Die Nachführung konzentrierte ich auf den größeren Fleck. Deshalb ist dieser auch schärfer zu erkennen. Je weiter man sich davon entfernt, um so unschärfer wird das Bild. Dennoch halfen die sehr kurzen Belichtungszeiten im Bereich von einigen hundert Mikrosekunden und vielleicht ein zeitweilig nachlassendes Seeing, diesen Fleck recht deutlich darzustellen. Bei der Kontrasteinstellung fiel mir auf, dass diese in engem Zusammenhang zur Farbe steht. Je höher der Kontrast, um so mehr verschwindet die Farbe. Da es sich allerdings hier theoretisch nur um eine einzige, sehr schmalbandige Farbe handelt, also eine Monochromaufnahme, sollte das kein Problem darstellen. 

Seltsamerweise scheinen die unterschiedlichen Farbfilter der Bayer-Matrix auch für H-Alpha leicht durchlässig zu sein. Auch diese Pixel sind nicht schwarz.

14:10 Uhr; Belichtungszeit: 0,4 ms - 0,8 ms