Gran Canaria

 

 

  

Es war ein schöner Urlaub auf Gran Canaria. Eine Nacht wollte ich auch für astronomische Aufnahmen nutzen. So ließ ich mir von einem einheimischen Astronomen einige Beobachtungsorte nennen. Tagsüber sah ich sie mir schon mal an. Zwei Orte waren weniger als eine Autostunde entfernt. Die Straße da hoch war nicht einfach. Sie war sehr steil und hatte viele enge 180° Kurven.
Auf dem rund 700m hohen Beobachtungsplatz (Mirador El Mulato) angekommen, bot sich mir ein fantastischer Ausblick. Aber im Norden waren die Berge recht hoch. Ich nahm an, den Polarstern nicht sehen zu können, da der dort weniger als 30° hoch steht. So fuhr ich zum nächsten Platz. Leider war die Straße geschlossen. So musste ich wieder umkehren. Auf dem Rückweg fand ich noch ein schönes kleines Beobachtungsplätzchen in fast 900m Höhe mit ebenfalls fantastischer Aussicht und weniger Felsen im Norden. Der sollte es sein.
Am Abend, in der Dämmerung fuhr ich dann dort hin. Ich öffnete die Autotür, da bliesen mir heftige Sturmböen entgegen. Hier war es unmöglich, meine Ausrüstung aufzustellen. Die wäre einfach vom Berg geblasen worden.
So fuhr ich wieder zurück zum ersten Platz. Man kann ja den Nanotracker auch mit dem Smartphone einnorden. Auf dem Platz angekommen, stellte ich fest, dass man am äußeren Rand sogar den Polarstern über den Felsen erkennen kann - wunderbar, es war windstill. Allerdings war die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Meine Selbstbau-Taukappe aus schwarzer Pappe hat aber pefekt gearbeitet. Leider störte schon ein wenig der zunehmende Mond und die Feuchtigkeit machte die Atmosphäre etwas trübe. Trotzdem war die Himmelsqualität gut. Ich konnte Sterne bis knapp 6m erkennen.
Im Süden fiel mir mit bloßem Auge ein heller Fleck auf, Omega Centauri. Ich hatte ihn am Abend davor schon mit dem Fernglas vom Balkon aus aufgespürt. Aber jetzt konnte ich seine wahre Größe sehen. Auch Sternhaufen wie M7, die man hier in Deutschland kaum beobachten kann, waren am Himmel deutlich und eindrucksvoll mit bloßem Auge erkennbar. 

 

Meine Absicht war es nun, hauptsächlich Objekte aufzunehmen, die man von Deutschland aus nur schwierig oder überhaupt nicht beobachten kann.

 

 

 

Omega Centauri

 

 

Ich begann mit den Aufnahmen etwa 22.15 Uhr (Omega Centauri). Etwa eine halbe Stunde später begann es zu rauschen. Sekunden später setzte ein heftiger Wind ein, sodass die Ausrüstung wackelte. So waren keine Aufnahmen mehr möglich. Ich stellte mich als Windschutz davor. Aber auch das half nur wenig. So konnte ich nur etwa 30% der Aufnahmen verwerten.

 

Omega Centauri oder auch NGC 5139 ist der visuell größte und hellste Kugelsternhaufen, der von der Erde aus beobachtet werden kann. Er hat eine Größe von fast einem Grad, erscheint also doppelt so groß wie der Vollmond. Mit einer Helligkeit von 4m ist er mit bloßem Auge gut zu erkennen. Seine Entfernung ist mit 17 300 Lichtjahren auch relativ gering.

 

 

 

Omega Centauri am 29.6.2017, 160 Aufnahmen je 20s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

 

M 8, M 20, M 21

 

 

Nach einer weiteren halben Stunde ließ der Wind ein wenig nach. Es kamen nur noch einzelne Böen, die nicht sehr stark waren. Diese wurden immer durch Rauschen angekündigt. Ich fand noch eine Stelle vor einem Busch. Dort wurde der Wind ein wenig gemildert. Hier nahm ich dann weitere Objekte auf. Wie sich in der Auswertung herausstellte, sind die Sterne durch die häufigen Windstöße leicht bis stark strichförmig. Bilder mit punktförmigen Sternen sind kaum vorhanden. Insgesamt konnte ich auch in den folgenden Aufnahmen deshalb nur etwa 30% der Einzelbilder verwenden. Die übrigen sind zu stark verwackelt. Im Ergebnis sind die Sterne recht groß und teilweise verschmiert.

 

In diesem Bild nahm ich M 8 und M 20 im Sternbild Schütze als Ziel. Später stellte ich fest, dass ja auch M 21 mit drauf ist. M 21 ist ein offener Sternhaufen in einer Entfernung von etwas mehr als 4000 ly. M 20 wird auch als Trifidnebel bezeichnet und ist über 5000 ly entfernt. Mehr Informatinen zu M8, dem Lagunennebel gibt es hier.

Im ganzen Bild sind im Hintergrund die Sternenwolken der Milchstraße sichtbar. Die hier aufgenommenen Objekte befinden sich visuell recht nahe dem Milchstraßenzentrum.

 

Beim Bewegen der Maus über das Bild erscheinen die Beschriftungen.

 

M 8, M 20, M 21 am 29.6.2017, 140 Aufnahmen je 25s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

 

M 7

 

 

Der offene Sternhaufen M 7 fällt schnell als deutlicher nebliger Fleck auf, wenn man das Sternbild Skorpion betrachtet. Kein Wunder, er ist noch größer und heller als Omega Centauri. Von Deutschland aus gesehen, hat er eine Höhe von rund 3° über dem Horizont und ist damit nahezu unbeobachtbar. Hier steht er hoch am Himmel. Aufgrund der geringen Entfernung von 800 ly kann man schon mit einem Fernglas viele Einzelsterne ausmachen. Auch M 7 liegt in Richtung Milchstraßenzentrum inmitten ausgedehnter Sternenwolken, wie im Hintergrund wieder zu erkennen ist.

Leider gab es kaum Aufnahmen ohne verzerrte Sterne, sodass diese im Ergebnis auch noch länglich wirken.

 

 

M 7 am 30.6.2017, 77 Aufnahmen je 25s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

IC 4628

 

 

Der Emissionsnebel IC 4628 wird auch als Garnelennebel bezeichnet. Er wurde von Edward Barnard entdeckt und liegt etwa 6000 ly entfernt. Durch seine enorme Größe bedeckt er am Himmel eine Fläche von etwa 1,5°x1,5°. Dabei hat er eine Helligkeit von knapp 7m.

Im Bild befinden sich noch weitere Objekte, wie NGC 6268, ein kleinerer offener Sternhaufen. Außerdem NGC 6242, ebenfalls ein offener Sternhaufen, nur wenig größer als der eben genannte. Noch ein wenig größer ist der offene Sternhaufen NGC 6231, ebenfalls im Bild. Es gibt noch andere Objekte im Bild, die aber in dieser Aufnahme zu klein und unscheinbar sind. So habe ich sie nicht aufgelistet.

Im Hintergrund sind wieder die Sternenwolken der Milchstraße sichtbar.

 

Gegen 3.00 Uhr habe ich dann aufgehört. Die Straße in der Nacht wieder hinunter zu fahren war abenteuerlich. Ich musste sehr langsam fahren und mich an der Felswand orientieren, da es keine Leitplanken gab. Außer mir fuhr dort während der ganzen Nacht niemand entlang.
Von dem erwähnten Astronomen erfuhr ich dann, dass mit Wind in den Bergen immer zu rechnen ist.

 

IC 4628 und weitere am 30.6.2017, 85 Aufnahmen je 25s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

 

M 19

 

An den übrigen Urlaubstagen hatte ich die Idee, einfach vom Balkon aus noch ein paar Aufnahmen zu machen - jeden Abend eine Stunde ist besser als nichts. Die Ausrichtung führte ich mit dem Smartphone durch. Ich richtete damit zum Himmelssüdpol aus. Dass ich damit etwa 5° daneben lag (wohl verursacht durch das viele Metall in der Umgebung), bemerkte ich erst viel später. Die Bedingungen waren allerdings viel schlechter (viel Licht in der Umgebung), aber dafür kam der Wind auf dem Balkon nur wenig an. Ich musste die Belichtung in Verbindung mit der Empfindlichkeit auf weniger als ein Viertel reduzieren. Da der Mond jeden Tag größer wurde und näher kam, musste ich die Belichtungszeit weiter verringern, am Ende bis auf 5s. Aber ich dachte mir, besser schwache Aufnahmen als gar keine. 

Wohl durch die ungenaue Einnordung sind die Sterne auch in den folgenden Aufnahmen wieder leichte Strichspuren.

 

Dennoch ist das gesuchte Objekt, hier der Kugelsternhaufen M 19, in der Aufnahme zu erkennen. Mit 17 Bogenminuten Durchmesser ist er nicht gerade groß für diese Optik. M 19 befindet sich in einer Entfernung von etwa 28 000 ly und leuchtet mit etwa 7m. Unter den äußeren Bedingungen sind die Sternenwolken der Milchstraße nicht mehr zu erkennen.

 

M 19 am 30.6.2017, 260 Aufnahmen je 10s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

M 6

 

 

In der Nähe von M7 befindet sich der etwas kleinere und schwächere offene Sternhaufen M 6. Auch ihn konnte ich mit bloßem Auge erkennen, aber bei weitem schwächer als M 7. M 6 hat eine Ausdehnung von rund einem halben Grad und erreicht eine Helligkeit von knapp 4m. Seine Entfernung liegt bei 1600 ly.

In der Aufnahme befinden sich weitere Objekte. 

NGC 6425 ist ein kleinerer offener Sternhaufen. NGC 6416 ist größer und heller, ebenfalls ein offener Sternhaufen. Über beide fand ich nur recht wenige Informationen. Etwas mehr fand ich schon zu NGC 6383, seine Entfernung aber ebenfalls nicht. Dieser offene Sternhaufen ist noch etwas größer und heller.

In diesem Bild sind zumindest im unteren Bereich ansatzweise wieder die Sternenwolken der Milchstraße erkennbar.

 

 

M 6 und weitere am 1.7.2017, 230 Aufnahmen je 13s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

M 62

 

 

 

M 62 ist ein weiterer Kugelsternhaufen im Sternbild Schlangenträger. Er befindet sich in einer Entfernung von 22 500 ly und hat am Himmel eine Ausdehnung von 15 Bogenminuten bei einer Helligkeit von 6,4m. So ist er nicht gerade einer der auffälligsten Kugelsternhaufen. 

 

Das störende Mondlicht nimmt zu, sodass die Aufnahmen einen deutlichen Helligkeitsgradienten aufwiesen. Durch geeignete Filtermaßnahmen konnte ich diesen meist beseitigen.

 

 

 

 

M 62 am 2.7.2017, 240 Aufnahmen je 13s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

M 54

 

 

 

Noch kleiner und unscheinbarer ist der Kugelsternhaufen M 54. Er hat eine Ausdehnung von nur 12 Bogenminuten und ist nur etwa 8m hell. Kein Wunder, ist er doch 87 400 ly entfernt. Im Bild ist kaum erkennbar, dass es sich um einen Kugelsternhaufen handelt.

 

Noch nicht lange bekannt ist, dass dieser Kugelsternhaufen nicht zu unserer Galaxis gehört, wie bislang angenommen wurde. Inzwischen ist bekannt, dass sich M 54 um die Sagittarius-Zwerggalaxie bewegt. Somit ist er ein extragalaktischer Kugelsternhaufen.

 

 

 

 

M 54 am 3.7.2017, 190 Aufnahmen je 13s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

M 69

 

 

 

Mit nur etwa 7 Bogenminuten Ausdehnung ist dieser Kugelsternhaufen noch winziger. Die verwendete Brennweite ist kaum noch geeignet, einen solchen kleinen Kugelsternhaufen aufzunehmen. Die geringe scheinbare Größe begründet sich hier aber nicht in einer riesigen Entfernung (Er befindet sich in einer Entfernung von 29 700 ly. Das ist weit, aber nicht außergewöhnlich), sondern eher in seinen geringeren Abmaßen. Mit weniger als 8m ist er auch nicht besonders hell.

 

Die Störung durch das Mondlicht wirkt sich nun stärker aus. 

 

 

M 69 am 4.7.2017, 220 Aufnahmen je 13s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

NGC 6727

 

 

Meine Absicht war, NGC 6727 aufzunehmen. Es handelt sich um einen ausgedehnten Nebel im Sternbild südliche Krone. Leider ist von dem Nebel nahezu nichts in der Aufnahme zu erkennen. Lediglich ein schwacher Schein um die beiden Sterne, unten im Bild, ist davon übrig.

Was ich allerdings vorher nicht erkannt hatte, dass sich im Bild auch ein Kugelsternhaufen finden lässt. Es handelt sich um NGC 6723, der immerhin wieder einen Durchmesser von 13 Bogenminuten hat. Seine Helligkeit liegt bei 7m.

 

Bei inzwischen fast Vollmond ist es natürlich kein Wunder, dass von dem Nebel in der Aufnahme fast nichts zu sehen ist. Das der Kugelsternhaufen erkennbar ist, ist schon erstaunlich. Die Bildbearbeitung ist nun auch deutlich schwieriger.

Trotzdem mache ich auch in den nächsten Tagen noch weiter.

 

 

 

 

NGC 6727 und weitere am 6.7.2017, 270 Aufnahmen je 8s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

NGC 6124

 

 

Eigentlich hatte ich mir dieses Objekt als Caldwell C75 notiert. Später fand ich heraus, dass es auch eine NGC-Bezeichnung hat.

Es handelt sich um einen größeren offenen Sternhaufen im unteren (südlichen) Teil des Sternbildes Skorpion. Eine Ausdehnung von 40 Bogenminuten und eine Helligkeit von mehr als 6m gehören zu seinen Eigenschaften, von denen ich nicht viele fand. 

 

Der Vollmond befand sich während der Aufnahme nur etwa 20° neben diesem Sternhaufen. So war nur noch eine Belichtungszeit von 5s möglich. Die Sterne dieses eigentlich prächtigen Sternhaufens erscheinen eher blass. 

Wer macht auch schon bei Vollmond Deep Sky Aufnahmen ?

 

 

 

NGC 6124 am 7.7.2017, 450 Aufnahmen je 5s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork

 

 

Antares

 

 

 

Diese Aufnahme war ein Versuch, den großen Reflexionsnebel IC 4606 um den Stern Antares aufzunehmen. Wegen des Vollmonds war ich nicht sehr zuversichtlich. Letztlich ist von dem Nebel auch nichts zu sehen. Aber zwei andere Objekte sind im Bild erkennbar. 

Recht schwach zu sehen ist der Kugelsternhaufen NGC 6144 mit nur 7,4 Bogenminuten Ausdehnung und 9m Helligkeit. 

Recht deutlich aber präsentiert sich der Kugelsternhaufen M4, der zu den visuell großen gehört. Natürlich sind nur die helleren Sterne des Kugelsternhaufens sichtbar. Mehr Informationen zu diesem hier.

 

 

 

 

Antares und weitere am 8.7.2017, 350 Aufnahmen je 8s durch das 250mm f/5,6 Teleobjektiv mit Canon EOS 1100Da bei 3200 ASA, addiert mit Fitswork